Man merkt halt an der aktuellen Debatte, dass es in Deutschland nie eine gelungene bürgerliche Revolution gegeben hat, wenn man jugendliche Steineschmeißer mit «Nazis» gleichsetzt, nur weil sie sich nicht an Recht und Ordnung halten. Diese Hysterie wäre in Frankreich völlig unverständlich. Hier ist allerdings auch die Arbeiterklasse militant. Und das ist es, wovor die Regierenden sich eigentlich fürchten. Denn dann könnten sie solche Schweinereien wie die Rente mit 67 vergessen – Sachen, die in unserem Nachbarland durch (in Deutschland verbotene) politische Streiks und direkte Aktionen bislang erfolgreich blockiert wurden.
Hier wird einfach eine Aktionsform der Arbeiterklasse, die in anderen Ländern eine lange Tradition hat, qua Rechtsfetischismus grundsätzlich delegitimiert. Und natürlich ist das eine Art Klassenkampf von oben, den die Journaille hier führt. Andererseits glaubt die Jugend hier ernsthaft, die fehlende Arbeitermilitanz durch eine Art wurzellosen linksradikalen Aktivismus ersetzen zu können. Und das ist die Ideologie der autonomen Szene, die sich nirgendwo darum bemüht, ihr eigenes Handeln als für andere sinnvoll und verständlich zu gestalten. Sie liefert dem Bürgertum damit die Waffe, um direkte Aktionen in den Augen der Arbeiter generell zu delegitimieren.